Wir lassen (Streuobst-) Wiesen wieder aufblühen!


Die Initiative


Die Initiative "Natürlich Bayern - Insektenreiche Lebensräume" des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL) fördert bayernweit die Anlage, Pflege und Verbesserung von insektenreichen Lebensräumen.


Insgesamt 30 Landschaftspflegeverbände setzen sich mit ihren Einzelprojekten für den Schutz und Erhalt der Artenvielfalt ein. Der Landschaftspflegeverband Aschaffenburg e.V. hat vom April 2020 bis Juni 2022 mit dem Projekt "Wir lassen (Streuobst-) Wiesen wieder aufblühen" daran teilgenommen.


Weitere Infos zu der Initiative  "Natürlich Bayern" finden Sie hier (externer Link).


Das Projekt


Mit dem Projekt "Wir lassen (Streuobst-) Wiesen wieder aufblühen!" wurde das Ziel gesetzt, durch die Anlage insektenfreundlicher und artenreicher (Streuobst-) Wiesen die Vielfalt der heimischen Insekten zu fördern. Dabei wurden Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge und andere nützliche Insekten im gesamten Landkreis Aschaffenburg geschaffen.

Es wurden zwei Ansätze verfolgt, um Insektenparadiese wieder aufzubauen:

  • Ansaat neuer Flächen mit gebietseigenen Samen
  • "Impfen" von  artenarmen Wiesenflächen

Brachgelegene Flächen, die von den Gemeinden, Eigentümern und Landwirten zur Verfügung gestellt wurden, konnten durch gebietseigenes, selbst geerntetes Saatgut neu angelegt und somit insektenfreundlich aufgewertet werden.


Bei Blumenwiesen, die bereits vorhanden, aber artenarm waren, konnte das "Impfen" mit artenreichem Saatgut und den darin enthaltenen heimischen Pflanzenarten, angewandt werden. Beim "Impfen" wurden nur auf vereinzelten streifenförmigen Teilflächen der Wiese die gewünschten Pflanzensamen angesät. Durch regelmäßige Pflege  werden sich die Pflanzenarten von den Teilflächen aus mit der Zeit über die gesamte Blumenwiese ausbreiten und die Vielfalt der Pflanzen und Insekten nachhaltig fördern.


Letzten Endes sollen den Insekten vielfältige Lebensräume mit gebietsheimischen  Futterpflanzen wie Margerite, Wiesen-Flockenblume, Schafgarbe, Wiesen-Pippau, Wiesen-Glockenblume oder Wiesen-Salbei bereitgestellt werden.

Die Ernte heimischer Samen mit unserem E-Beetle

Im Rahmen des Projektes wurde ausschließlich gebietseigenes (autochthones)  Pflanzensaatgut geerntet und für die Ansaat verwendet. Die Ernte wurde auf artenreichen Blumenwiesen mit vielen heimischen Pflanzenarten mit einer elektrischen Samenerntemaschine (in unserem Fall ein E-Beetle) durchgeführt.

Die Funktionsweise der Samenerntemaschine:


Das Prinzip der Erntemaschine ist simpel: Eine elektrisch angetriebene Bürste am vorderen Teil der Maschine bürstet die Samen inklusive der Samenstände in den nachfolgenden Behälter. Insekten, die sich in der Wiese befinden werden ebenfalls in den Behälter gebürstet, bleiben aber unversehrt. Der geerntete Inhalt wird anschließend neben der Wiese auf einer Plane ausgebreitet. Dadurch kann die in den Pflanzen enthaltene Feuchtigkeit verdunsten und gleichzeitig die Insekten in ihren Lebensraum zurückkehren.


Da neben den Pflanzensamen andere Pflanzenbestandteile (z.B. Pflanzenstengel) abgebürstet werden, müssen diese im nächsten Schritt mit einem Sieb von den wertvollen Samen getrennt werden.

Das gesiebte Saatgut wird anschließend getrocknet und gelagert, bis es im Herbst oder Frühjahr angesät werden kann.



Die Ansaat


Die Ansaat erfolgte nach einer entsprechenden Flächenvorbereitung. Mit Hilfe von Pflug, Grubber, Fräse und Egge kann der Boden so bearbeitet werden, dass das Saatbett feinkrümelig und vegetationsfrei ist. Auf dem Acker in diesem Foto wurde zuerst gepflügt und direkt vor der Ansaat geeggt, um den Boden optimal für die Ansaat vorzubereiten.

Die Ansaat erfolgte bei uns händisch. Dadurch konnten die Saatgutmengen reguliert und gleichmäßig auf der Fläche ausgebracht werden. Damit die Samen anschließend nicht vom Wind verweht wurden, wurde das Saatgut im letzten Schritt angewalzt.


Ab diesem Zeitpunkt hofften wir auf einen baldigen Niederschlag und dass die Samen gut aufgehen.


Die Pflege


In den ersten ein bis zwei Jahren müssen angesäten Flächen kontrolliert und gepflegt werden.

Es wird vor allem kontrolliert, ob unerwünschte und/oder gebietsfremde Pflanzen, wie z.B. Einjähriger Berufkraut (Feinstrahl), Weißer Gänsefuß, Disteln, Brennnessel, usw. auftreten. Wenn das der Fall ist, folgt ein Pflegeschnitt, der die unerwünschten Pflanzen schwächen und die regionale Blumen- und Pflanzenvielfalt begünstigen soll.


Die Pflegeschnitte wurden und werden weiterhin bei Bedarf gemacht. Die Kontrolle der Flächen ist weiterhin sehr wichtig.

Projekt-verlauf

1. April 2020 Projektbeginn
April - Juni 2020 Flächenauswahl und Ernte des heimischen Saatguts/ Aufbearbeitung
Juni - September 2020 Aufbearbeitung und Lagerung des Saatguts
September - Oktober 2020 Ansaat ausgewählter Flächen mit gebietseigenen Samen
Frühjahr 2021 Ansaaten weiterer Wiesenflächen, Kontrolle und Pflege von bereits angesäten Flächen
Frühjahr/ Sommer 2021 Saatgutgewinnung von artenreichen Spenderflächen
Herbst 2021 Wiesenansaat mit neu gewonnenem Saatgut
Winter 2021/ 22 Planung und Flächenakquise
Frühjahr 2022 Wiesenansaaten und Kontrolle der Flächen der Vorjahre
Mai - Juni 2022 Schröpfschnitte und Pflege der Flächen
30. Juni 2022 Projektabschluss


Schnitt für Schnitt zu

einer artenreichen Streuobstwiese


6 Monate nach der Ansaat sieht  der ehemalige Acker auf den ersten Blick schon nach einer bunt blühenden Blumenwiese aus.


Zu dieser Zeit befanden sich jedoch noch einige Ackerkrautpflanzen und konkurrenzstarke Pflanzen aus ehemaligen Ansaat-Mischungen auf der Fläche und zwischen den regional angesäten Wiesenpflanzen. Das lag daran, dass sich noch viele keimfähige Samen im Boden befanden und mit den angesäten Arten konkurrieren. Zusätzlich keimen nicht sofort alle Samen, die wir angesät haben. Manche keimen erst ein bis zwei Jahre später.


In den folgenden Jahren werden und wurden bereits insektenschonende Pflegeschnitte durchgeführt, die die unerwünschten Pflanzenarten schwächen und die heimischen Wiesenpflanzen begünstigen sollen...

...und so sieht der ehemalige Acker ca. 15 Monate später mit durchgeführten Pflegemaßnahmen aus.

Herzlichen Dank

Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Landwirten und Eigentümern bedanken, die Engagement zeigen, Wiesenflächen zur Beerntung oder zur Ansaat zur Verfügung stellen und die die Projektumsetzung erst ermöglichen. Wir freuen uns auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit Ihnen.


So geht es weiter

Das Projekt ist zwar abgeschlossen, jedoch wollen wir die Arbeit fortführen! Die angelegten Flächen müssen weiterhin gepflegt werden, zudem haben wir das Know-how und einen E-Beetle zur Verfügung, sodass wir in den kommenden Jahren viele Flächen insektenfreundlich anlegen und aufwerten können.

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